Open-Air-Kino mit historischer Technik erstmals 2011 beim Jahrestreffen
Ein alter Feuerwehrtransporter, vollgestopft mit historischen Projektoren und Kinozubehör wird an Pfingsten seine Reise nach Ornbau antreten – wie kam es dazu?
Auch im oberbayerischen Rosenheim haben die großen Multiplex-Kinos die alten, innerstädtischen Kinos in die Knie gezwungen und damit ein großes Kapitel Kinogeschichte beendet.
Aus den längst geschlossenen Kinos der Stadt hat aber eine engagierte Gruppe junger Leute die Kino- und Projektionstechnik gerettet und über Jahre liebevoll restauriert. Im Vordergrund stand dabei immer der Wunsch, die wunderbaren alten Projektoren, Popcorn-Maschinen, Leuchtreklamen etc. eines Tages wieder stilvoll in Betrieb zu nehmen und eine alternative Kinokultur aufleben zu lassen - nur wie? In Ermangelung eines Kinos oder anderweitig geeigneten Saales entstand die Idee, es mit Open-Air-Kino auf öffentlichen Plätzen zu versuchen.
Im Juni 2010 wurde dann erstmals der alte italienische Projektor (Marke Fedi) aus den 50ern, und ein zentnerschwerer Gleichrichter mit Inventarschildern aus DDR-Tagen auf einen PKW-Anhänger gepackt und mit einem stilvollen Ford-Stationwagon aus den 80ern auf einen ungenutzten Platz in der Rosenheimer Altstadt gezogen - die öffentliche Aufmerksamkeit war schon mal gesichert.
Leuchtreklamen wurden nach langem Dornröschenschlaf in die Bäume gehängt und die alte Popcorn-Maschine wieder zum Leben erweckt.
Ein Gruppe begeisterter Jugendliche improvisierte eine Bar für (alkoholfreie) Cocktails und Getränke und organisierte Bierbänke. Der sonst eher öde Platz verwandelte sich plötzlich in einen großen Kinosaal, der große Neugier der Anwohner erweckte.
Etwa 250 Besucher aller Generationen kamen, um sich den bayerischen Kultfilm "Wer früher stirbt ist länger tot" anzusehen und auch nach Ende der Vorführung ging die Party auf dem Platz noch lange weiter.
Nun war klar, dass mobiles Kino der Renner ist und künftig regelmäßig veranstaltet werden muss. Vom Erfolg beflügelt gründeten die Aktiven kurzerhand einen Verein und gingen sofort auf die Suche nach einem Fahrzeug, das sich zum Kinomobil umrüsten ließe. Dieses sollte natürlich zur historischen Kinotechnik passen, ein „Hingucker“ sein und am besten einen Stern haben.
Es ergab sich ein Kontakt zu einer Dorffeuerwehr in der Umgebung, die ihren ausgedienten VW-LT verkaufen wollte: ein Vorserien-LT aus dem Jahr 76, rostfrei und im Originalzustand, mit nur 10.000 km Fahrleistung und noch dazu für die Kino-Enthusiasten zur Hälfte des ausgeschriebenen Preises , da die Feuerwehr von der zweiten Karriere ihres Transporters begeistert war. Den Kaufpreis streckte ein mittlerweile auch vom Projekt infizierter Vater eines jungen Akteurs vor, bis im kommenden Jahr erste Einnahmen eine Rückzahlung ermöglichen!
Die H-Zulassung hat der LT natürlich anstandslos gemeistert.
An den nun folgenden Samstagen wurde mit viel Engagement die technische Auf- und Umrüstung in Angriff genommen:
Auf dem Schlitten der ehemaligen Schlauchtrommel wurde der Projektor ausziehbar installiert. Regale für die technische Ausstattung und für viele Bierbänke mussten gebaut werden.
Natürlich sollte auch die riesige Popcorn-Maschine und einige Kinorequisiten noch ihren Platz finden. Und dann war auch noch eine Dachhalterung für die Leuchtreklame zu konstruieren.
An einem der letzten warmen Abende im Oktober hat das Kinomobil dann seinen ersten öffentlichen Einsatz mit Bravour bestanden.
Nach dem Winterschlaf in einer oberbayerischen Scheune wird das KINOMOBIL dann ab Frühjahr 2011 regelmäßig an vielen Orten im Rosenheimer Stadtgebiet im Einsatz sein - und an Pfingsten nach Ornbau kommen!
Der Vorstand des vdh war jedenfalls von unserem Vorschlag begeistert und hat genehmigt, dass wir an Pfingsten auch ohne Stern durch das "Kühler"-Portal fahren und das Jahrestreffen um eine weitere Attraktion bereichern dürfen!
Auf einen stilvollen gemeinsamen Kinoabend und
Vorschläge, welche Filme wir mitbringen sollen
freut sich
Jan Weber-Ebnet,
Kinokultur Rosenheim e.V.
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