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E10 und keiner hat es kommen sehn?
Alles Super?
Super, Super E5, Super E10, Super Plus – was ist zu tanken???
Mit der Einführung der neuen Benzinsorte Super E10, welches um einige Cent billiger angeboten wird als das bisherige Super bzw. Super E5, hat Anfang des Jahres das große Rätselraten begonnen. Was ist das für eine neue Sorte? Kann ich diese Sorte bei meinem Fahrzeug tanken und fahren?
E5 bzw. E10 heißt nichts anderes, als dass dieser Kraftstoffsorte 5 % bzw. 10 % Ethanol aus Umweltschutzgründen beigemischt ist. Auf die Umweltproblematik werde ich an dieser Stelle nicht eingehen und verweise auf die entsprechenden Ausführungen in Zeitungen und Internet. Das Super E5, welches nur anfangs von der Presse so genannt wurde und jetzt Eingang in den Sprachgebrauch gefunden hat, unterscheidet sich somit nicht von dem bisher verkauften Super, bei dem schon seit Jahren bis zu 5 % Ethanol beigemischt werden. Nun wird sich mancher denken, wenn bisher schon 5 % beigemischt waren und nichts festzustellen war, dürften 10 % auch nichts ausmachen! Oder doch?
Wer kennt sich am besten mit unseren Fahrzeugen aus? Genau, Mercedes-Benz, die haben die Autos entwickelt, die müssten doch wissen, was sie vertragen und was nicht? So gibt es auch eine entsprechende Service Information, die sich mit dieser Thematik befasst. Die Datei findet ihr auf unserer Homepage unter: www.mercedesclubs.de/E10.pdf
Auch gibt es zum Thema E10 zusätzlich noch eine kostenlose Servicerufnummer 0800-1777 7777 (nur im Festnetz), unter der alle Informa-
tionen erhältlich sind.
In der Liste sind alle Mercedes-Benz Modelle und Fahrzeugbaumuster aufgeführt, die nicht mit einer Bioethanol-Beimischung von mehr als fünf Volumen-Prozent betrieben werden dürfen. Danach dürfte sich das Thema für die meisten erledigt haben, da alle Fahrzeuge vor Modelljahr 1986, welche werkseitig ohne geregelten 3-Wege Katalysator produziert oder mit Vergaser ausgerüstet wurden, betroffen sind. Mancher wird sich nun die Frage stellen, was kann denn schon so schlimm sein an den bisschen Ethanol, was mehr beigemischt wird? Was soll dem passieren?
Erstmal nichts, die Folgen zeigen sich erst im Laufe der Zeit. Da Ethanol hygroskopisch ist, d.h., es zieht Wasser an, nimmt das Benzin während der Lagerung in Tanks immer mehr Wasser auf. Wasser fördert bekanntlich bei verschiedenen Stahlsorten die Korrosion. Ergo, mehr Ethanol im Sprit bedeutet auch mehr Wasser im Sprit, somit stärkere Korrosion an Stahlteilen, wie zum Beispiel den Tank, Leitungen etc. Eine weitere Eigenart von Ethanol ist die Wirkung als Lösemittel in Bezug auf Weichmacher in Kunststoff- und Gummiteilen. Somit sind auch Dichtungen, Schläuche und Kunststoffteile betroffen, die nicht für die höhere Konzentration von Ethanol im Benzin ausgelegt sind. Damit noch nicht genug, bei dem Zerfall von Ethanol können säurehaltige Verbindungen entstehen, die wiederum auch Aluminium oder Aluminiumverbindungen angreifen können. Dies kann zu Problemen bei Zylinderköpfen, Vergasern und anderen Bauteilen, die aus Aluminium und Aluminiumverbindungen bestehen, durch starke Korrosion führen. Vor allem Vergasergehäuse aus Aludruckguss reagieren hier gerne empfindlich. Nach einiger Betriebszeit kann es bei den genannten Materialien zu regelrechten Auflösungserscheinungen kommen.
Ein weiterer Nachteil von ethanolhaltigem Benzin, egal ob mit 5 oder 10 % Anteil, ist die geringere Lagerzeit. Erfahrungen haben gezeigt, 3-4 Monate bergen noch keine großen Probleme. Bei etwa 6 Monaten fangen die ersten Schwierigkeiten an. Da das Benzin zerfällt, entstehen zum Teil aggressive, säurehaltige Bestandteile, die wiederum verschiedene Materialien, mit denen diese in Kontakt treten, angreifen können.
Hier diesen Artikel (inkl. Service-Information Daimler) als PDF-FILE herunterladen:
Auch entspricht der Treibstoff nicht mehr den Vorgaben, und es können Betriebsstörungen aufgrund schlechter oder klopfender Verbrennung (unkontrollierte Verbrennung, die Druck- und Temperaturspitzen hervorruft, welche zu Motorschäden führen können) auftreten.
Was ist mit Super Plus, wie viel Ethanol ist denn hier beigemischt? Von der Norm dürfen 5 % reiner Ethanol beigemischt werden. Allerdings erfolgt derzeitig die Beimischung hier nicht mit reinem Ethanol wie bei den Sorten Super und Super E10. Hier wird das teurere Ethyltertbutylether (kurz ETBE) verwendet. Dieses dient zur Erhöhung der Klopffestigkeit des Treibstoffs, also zur Anhebung der Oktanzahl. Chemisch betrachtet handelt es sich um eine säurekatalysierte Addition von Ethanol an die Doppelbindung des Isobuten:
Da es sich um eine Ethanolverbindung mit einem Anteil von knapp 50 % handelt, fällt es unter die Biokraftstoffe. Allerdings erfolgt diese Synthese nicht zu einhundert Prozent, deshalb ist ein Anteil reiner Ethanol in ETBE enthalten. Somit enthält Super Plus über die Zugabe von den heute üblichen Mengen ETBE einen Anteil von ca. 0,3 – 0,4 % reines Ethanol (siehe technische Datenblätter Super Plus von den Mineralölkonzernen). ETBE ist im Gegensatz zu Ethanol nicht wasserlöslich.
Nun, was für eine Benzinsorte kann ich nun ohne Nachwirkungen tanken? Ganz abgesehen von der Ethanol-Problematik ist noch etwas anderes zu beachten. Da unsere Fahrzeuge größtenteils aus einer Zeit stammen, wo die Abgasgesetze noch nicht den Einsatz von Katalysatoren erforderten, gab es damals das "bleihaltige" Super, welches eine Oktanzahl von 98 ROZ aufwies.
Bei fast allen Typen aus dieser Zeit ist laut Betriebsanleitung das damalige Super vorgeschrieben. Heutzutage weist nur Super Plus eine Oktanzahl von 98 ROZ auf. Somit dürften sich weitere Fragen auch ohne Blick in die Service Information von Mercedes-Benz erledigt haben. Für die wenigen Typen, die theoretisch zum Super E10 greifen könnten, gibt die Liste in der Service Information von Mercedes-Benz erschöpfend Auskunft. Somit dürfte auch hier alles klar sein.
In verschiedenen Foren im Internet wird die Beimischung im Verhältnis 1:200 von modernen Zweittaktölen, die rückstandsneutral verbrennen, als Geheimtipp angepriesen. Hierzu konnten wir noch nichts Konkretes in Erfahrung bringen. Allerdings vom logischen Standpunkt hat es was für sich, da beim Zweitakter das Benzingemisch über das Kurbelgehäuse angesaugt wird. Darüber werden die Pleuel- und Kurbelwellenlager, welche im Gegensatz zum Ottomotor als Rollenlager ausgebildet sind, mit dem nötigen Schmiermittel versorgt. Korrosion und Korrosionspartikel mögen Rollenlager überhaupt nicht. Aufgrund des langen Ansaugweges über das Kurbelgehäuse reagiert der Zweitakter auch sensibler auf Zerfallsprodukte im Benzin. Deshalb werden wir an der Thematik dranbleiben und hierzu berichten, sobald wir etwas Genaueres wissen.
• Dipl.-Ing. (FH) Andreas Wagner
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